Es gibt kulturell und historisch bedingt verschiedene Vorstelllungen von Zeit.
Zeit wird oft als eine Art Fluss verstanden – sie „verrinnt“ oder „geht vorbei“. Andererseits wird sie als etwas Zyklisches gesehen, das regelmäßig wiederkehrt – so wie die Jahres- oder Tageszeiten.
In manchen Kulturen ist das Zeitverständnis mehr auf die Gegenwart und die Vergangenheit ausgerichtet, während wiederum in anderen der Fokus eher auf der Zukunft liegt.
Mal erscheint die Zeit schneller zu vergehen und mal langsamer. Die Wahrnehmung von Zeit hat sich auch im Laufe der Jahre verändert.
Auf das gesamte Leben gesehen, verbringen wir unterschiedlich viel Zeit mit verschiedenen Tätigkeiten.
Wie du gesehen hast, verbringen wir im Durchschnitt die meiste Zeit mit der Erwerbsarbeit, nämlich 8 Jahre unseres Lebens.
Für die Soziologin Frigga Haug ist die Erwerbsarbeit aber nur eine von vier verschiedenen Arten von Arbeit (Erwerbsarbeit, Reproduktionsarbeit, kulturelle Arbeit und politische Arbeit), die für sie alle gleich wichtig sind. Daher bekommen in Haugs Idealvorstellung der Aktivitäteneinteilung auch alle Bereiche gleichviel Zeit von unserem Tag: jeweils vier Stunden plus acht Stunden Schlaf.
Momentan kommen oftmals die politische und kulturelle Arbeit zu kurz. Das Modell versucht, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern durch eine gerechtere Verteilung von Zeit zu verringern und das Gute Leben für alle zu ermöglichen.
„Zeitwohlstand zu haben meint nicht Faulheit.
Es heißt, dass die Menschen ihren Zeitrhythmen folgen können.
Unterschiedliche Menschen haben da ganz unterschiedliche Bedürfnisse.”
– Ivo Muri (Zeitforscher)
Wenn wir also nachhaltig leben wollen, müssen wir Wohlstand neu definieren – eine ganz schön schwierige Aufgabe! Vor allem wenn man überlegt, wie verschieden die Menschen und ihre Meinungen über ein gutes Leben sind.
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