German Velez von der NGO Grupo Semillas aus Kolumbien zu Gast in Freiburg
“Bis zum heutigen Tag hat die Kommerzialisierung des Saatgutes 80 % erreicht, was patentiert ist – und nur noch rund 18 % des Saatgutes befindet sich in der Hand der Bauern”
“Wenn wir unser Saatgut verlieren, verlieren wir unsere Freiheit, unsere Würde und unsere Nahrungsmittelsouveränität!”
Anlässlich der Septembersitzung des UN-Ausschusses für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte in Genf, die Mitte September stattfindet und bei der erneut Menschenrechtsverletzungen durch Agrogentechnik in den Ländern Kolumbien sowie Mexiko behandelt werden, ist German Velez von der NGO Grupo Semillas auf Rundreise durch Deutschland.
German Velez ist in der NGO Grupo Semillas aktiv, eine nicht staatliche Organisation von Umweltschützer*innen und Ländlicher, die 1194 gegründet wurde.
Sie unterstützt indigene Organisationen, afrocolombianas und Landbewohner*innen von Kolumbien mit Aktionen, die sich für den Schutz und die örtliche Kontrolle der Gebiete, die Naturressourcen, die Bioverschiedenheit, die produktiven tragbaren Systeme, die Souveränität und die Nahrungsautonomie der Bevölkerung und ländlicher Gemeinschaften einsetzen.
Der UN-Menschenrechtsausschuss fordert den Stopp von Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien. Denn ein Stopp von Gen-Mais in Kolumbien reduziert die Zunahme von Armut und Unterernährung und garantiert die Erhaltung der Lebensgrundlagen der Ureinwohner*innen.
Christiane Lüst vom internationalen Netzwerk Aktion GEN-Klage hat mit der kolumbianischen NGO Grupo Semillas und zwei Vertretern von NGOs aus Mexiko zwei Berichte über Menschenrechtsverletzungen als Folge der Agrogentechnik in den beiden Ländern eingereicht.
In Mexiko ist vor allem die Halbinsel Yucatan mit den vielen tausend Imkern durch die bereits 2012 erlaubte Gen-Aussaat durch Monsanto bedroht – ein Großteil unseres Honigs kommt von dort.
Bis jetzt konnte durch internationalen Protest die Aussaat ausgesetzt werden. Doch das ist am Kippen. Sollte das klappen ist in Mexiko auch der Damm gebrochen und die Existenz der Imker zerstört.
Kolumbien wird immer ärmer, da durch den Genanbau immer weniger Land für die Eigenernährung bleibt. Hinzu kommt das Verbot auf Wiederverwendung des eigenen Saatgutes sowie die massive steigende Gen-Kontaminierung.
In Kolumbien hat die Regierung in den letzten Jahren den Anbau u. a. von verschiedenen Sorten von Genmais erlaubt. Die kolumbianischen Ureinwohner*innen und Kleinbauern/-bäuerinnen haben rund 30 Maissorten, durch deren Anbau sie ihre Ernährungsgrundlagen sichern. Diese ist durch die Kontamination durch Genmais nun unwiderruflich bedroht.
Die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände von 300 Metern schützen nicht, wie Beispiele – Mexiko, Kanada usw. – beweisen. “Studien und Praxiserfahrungen haben darüberhinaus bewiesen, dass die Kontamination von Nahrungsmitteln und Umwelt durch Gensaaten und die damit verbundenen Technologien wie Glyphosat auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben.
Der Staat hat den Ureinwohnern eine eigene Politik in ihren Territorien garantiert und ist verpflichtet auch Umwelt und Gesundheit der Menschen zu schützen” so German Velez.
“Der Ausschuss möge die Regierung auffordern GVO-Saaten sofort zu stoppen, bis Langzeitstudien deren Unschädlichkeit beweisen”.
Die Ernährungssouveränität – die alten Maissorten – muss unbedingt geschützt werden, um die Erhaltung der Lebensgrundlagen der Ureinwohner*innen zu garantieren.
In Kolumbien wird bereits jetzt 70 % der Nahrungsmittel importiert – Tendenz steigend – Landflucht und Armut steigen drastisch.
Bereits im März 2010 waren German Velez und Christiane Lüst in Genf und haben einen ersten Bericht zum Thema eingereicht. Die kolumbianische Regierung wurde daraufhin aufgefordert umgehend tätig zu werden.
Das Komitee fordert darin die kolumbianische Regierung auf die Armut, vor allem Hunger und Unterernährung, effektiv zu bekämpfen und zu reduzieren.
Der UN-Ausschuss fordert, dass die Regierung in ihrer Landwirtschaftspolitik die Nahrungsmittelproduktion für den Eigenbedarf – und nicht für den Export – absolut an oberste Stelle stellt und dazu grade die Kleinbauern fördert und in ihrer Unabhängigkeit unterstützt. Seither hat sich die Situation aber verschlechtert.
Ende September wird das Ergebnis der UNO an die kolumbianische Regierung erwartet.
German Velez wird in seinem Vortrag über den aktueller Stand in Kolumbien berichten und erläutern, welche Menschenrechtsverletzungen es dort aufgrund der Agrogentechnik gibt.
In der anschließenden Diskussion werden die notwendigen und möglichen Schritte darüber, was man dagegen tun kann und muss, im Fokus stehen. Und – was uns das hier in Deutschland angeht.
Veranstalter*innen: Agronauten, Eine Welt Forum Freiburg, AgriKulturFestival, Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt, Aktion GENKlage, ProSpecierara, Permakultur Dreisamtal, Lernort Kunzenhof, Transition Town Freiburg, Netzwerk Energie-Hunger – Nein Danke