Pressemitteilung des DEAB vom 10.11.25:
Welche Rohstoffe braucht The Länd?
Eine neue Studie gibt Antworten zum Rohstoffbedarf in BW und dessen Auswirkungen weltweit
Der Rohstoffbedarf weltweit steigt. Doch wie hoch ist der Rohstoffbedarf in Baden-Württemberg und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus? Eine wissenschaftliche Studie geht diesen Fragen nach. Sie wird erstellt vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB) gemeinsam mit dem ifeu-Institut Heidelberg und der Werkstatt Ökonomie, finanziert vom Umweltministerium Baden-Württemberg.
Erste Ergebnisse der Studie „Rohstoffbedarf Baden-Württemberg: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte“ liegen nun vor:
- In Baden-Württemberg ist der Materialeinsatz von Metallerzen überdurchschnittlich hoch
- Die fünf wichtigsten Metalle konnten identifiziert werden
- Für die Bevölkerung in den Abbauregionen sind die Folgen gravierend.
Während der Materialeinsatz von Metallerzen auf Bundesebene im Jahr 2021 durchschnittlich bei 1,5 Tonnen pro Person liegt, beträgt er in Baden-Württemberg 3,2 Tonnen pro Person und ist damit, relativ zur Bevölkerung, mehr als doppelt so hoch. Bereits in den vergangenen Jahren ist der Verbrauch an Metallen in Baden-Württemberg stark gestiegen. Allein von 2010 bis 2021 hat der direkte Materialeinsatz von metallischen Rohstoffen um 284% zugenommen! Das ist besonders beachtenswert, da die Wachstumsraten anderer Materialkategorien, wie beispielsweise fossile Energien oder nicht metallische Rohstoffe im gleichen Zeitraum nur um 7-8% gestiegen sind.
Die Untersuchung konzentriert sich auf die Analyse von fünf metallischen Schlüsselrohstoffen, die aufgrund ihrer ökonomischen Relevanz und ihres hohen menschenrechtlichen und ökologischen Risikopotenzials als besonders kritisch zu bewerten sind: Lithium und Kobalt, die für die Herstellung von Batterien von enormer strategischer Bedeutung sind und hohe Menschenrechtsrisiken mit sich bringen, sowie Kupfer, Aluminium und Wolfram, die essenziell für die Elektrotechnik und den Maschinenbau sind.
Interviews mit Expert*innen aus zentralen Förderländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Chile, Peru, Mongolei, Indonesien und Simbabwe zeigen: Der hohe Verbrauch des Industriestandorts Baden-Württemberg steht in direktem Zusammenhang mit massiven sozialen und ökologischen Problemen und Konflikten in den Förderregionen. Stellvertretend für viele Förderländer werden die Probleme am Beispiel Simbabwes deutlich. Simbabwe hat die größten Lithiumvorkommen auf dem afrikanischen Kontinent, während Lithium aktuell eines der weltweit gefragtesten Metalle ist.
Die Ergebnisse der Studie werden am 17. November 2025 auf der 15. Entwicklungspolitischen Herbstkonferenz „Zukunftsfähige Ressourcenpolitik unter Berücksichtigung von Rohstoffgerechtigkeit“ vorgestellt und diskutiert. Mit dabei ist Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW, und Lars Castellucci, Mitglied des Deutschen Bundestages und Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe. Die Herbstkonferenz findet statt von 15:30 bis 19:00 Uhr, Haußmannstr. 27, 70188 Stuttgart, Jugendherberge International. Anmeldung unter: https://eveeno.com/213887277
Ansprechpartner*innen:
- Dr. Gunne Dolgor Guntsetseg, Netzwerkkoordinatorin des Eine Welt-Promotor*innen Programms in Baden-Württemberg (guntsetseg@deab.de), Tel. 0711 6648 7360
- Felix Roll, Eine-Welt-Fachpromotor für faires und zukunftsfähiges Wirtschaften, Werkstatt Ökonomie (felix.roll@woek.de)
Die Studie: Die Studie „Rohstoffbedarf Baden-Württemberg: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte“ soll in einem ersten Schritt einen Überblick liefern über den Rohstoffverbrauch und -bedarf in Baden-Württemberg. Darauf aufbauend soll sie ermitteln, welche Menschenrechtsverstöße und Umweltzerstörungen der Abbau und die Verarbeitung dieser Rohstoffe mit sich bringt. Mit diesen wissenschaftlichen Ergebnissen kann die Studie als Grundlage dienen, um Politik, Unternehmen und die breite Bevölkerung auf die Notwendigkeit einer Rohstoffwende aufmerksam zu machen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Studie wird gemeinschaftlich vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB), dem ifeu-Institut Heidelberg und der Werkstatt Ökonomie durchgeführt und vom Umweltministerium Baden-Württemberg finanziert.
Das ist der DEAB: 180 entwicklungspolitische Organisationen und Netzwerke in Baden-Württemberg, insgesamt über 400 Gruppen und Organisationen, bilden den Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB). Zentrale Aufgaben des 1975 gegründeten Dachverbands sind die Förderung seiner Mitglieder und die politische Vertretung ihrer Anliegen gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Der DEAB ist Herausgeber des Journals Südzeit und Träger des Eine Welt-Promotor*innen-Programms sowie des Interkulturellen Promotor*innen-Programms. Information: www.deab.de